11 schöne Wörter aus fernen Ländern, die im Deutschen leider fehlen - WELT (2024)

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Manche Wörter einer Sprache geben einen tiefen Einblick in die Kultur eines Landes und eröffnen ungeahnte Perspektiven. Aber genug Schwärmerei: Legen wir los mit zehn interessanten Wörtern (und einem bizarren) aus aller Welt.

I. Påtår – Eine weitere Tasse Kaffee (Schweden)

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Alle Kaffeetrinker wissen es zu schätzen, wenn sie im Hotel oder im Restaurant nicht umständlich nach einem weiteren Kaffee fragen müssen, sondern sich einfach die Kaffeekanne von der Wärmeplatte schnappen und nachschenken können.

In Schweden weiß man das besonders zu schätzen, denn hier trinken quasi alle Menschen rund um die Uhr Kaffee. Okay, das ist übertrieben, aber selbst Pippi Langstrumpf, Thomas und Annika trinken Kaffee auf der Eiche in Pippis Garten.

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Deswegen hat sich in Schweden der Kaffee-Nachschub und auch ein Wort dafür fest etabliert: „Påtår“. Aussprache: „pootoor“. „Tår“ heißt im Schwedischen der Schluck. Und „Påtår“ heißt wörtlich „ein weiterer Schluck“, womit aber immer eine weitere Tasse Kaffee gemeint ist.

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Da Påtår sowieso erwartet wird, ist es eigentlich unnötig, wenn Gastronomen auf ihre Schilder schreiben „Påtår ingår“ – Kaffee nachschenken inbegriffen. Und auch wenn du zu Gast bei schwedischen Freunden bist, werden die dich selbstverständlich fragen: „Påtår?“ Kaffeetrinker Deutschlands, vereinigt euch: Wir brauchen auch so ein Wort, damit wir zur Sprache bringen können, was fehlt in diesem unserem Lande!

II. Utepils – Bier, das draußen getrunken wird (Norwegen)

Im Deutschen gibt es das „Wegbier“, aber kein Wort dafür, wenn man alleine oder mit Freunden auf der Wiese oder Bierbank sitzt und einen Gerstensaft genießt. Dabei ist das doch wohl ein essenzieller Zeitvertreib im Sommer – auch für die Norweger.

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Weswegen sonst haben sie dem Bier, das man draußen in der Sommersonne trinkt, noch mal ein extra Wort spendiert: „Utepils“? Aussprache: ü-te-pils. Und das genießt man dort so richtig, wie die Norwegerin Caroline Lie in ihrem YouTube-Video zu nicht übersetzbaren norwegischen Wörtern bezeugt:

Norwegen ist sooo kalt. Also: Wenn du die Chance hast, ein Utepils zu trinken, dann trinkst du ein Utepils.

Nur wann die Norweger das tun, wird uns Mitteleuropäern immer ein Rätsel sein. Schließlich herrschen selbst im südnorwegischen Oslo im wärmsten Monat Juli nur 18 Grad Durchschnittstemperatur. Da käme uns nur ein fröstelndes Skåhåhåhål über die Lippen.

III. Dépaysem*nt – sich in einer neuen Umgebung fremd fühlen (Frankreich)

Jeder Berliner, der nach Bayern zieht, jeder Deutsche, den es nach Japan verschlägt, kennt es. Man fühlt sich in der völlig neuen Umgebung fremd.

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„Le dépaysem*nt“ sagen die Franzosen zu diesem „Gefühl des Fremdseins“ (also nicht nur zum Fremdsein an sich), das im Hinblick auf das neue Zuhause besteht. Deswegen bedeutet „dépaysem*nt“ nicht dasselbe wie „Heimweh“, da beim Heimweh das alte Zuhause im Vordergrund steht. Aber es gibt auch ein gutes Ende der Geschichte: „Dépaysem*nt“ kann auch einfach neutral eine „Umstellung“ bedeuten oder sogar einen „willkommenen Tapetenwechsel“!

IV. Bucket List – die Liste fürs Leben (USA / Großbritannien)

„Diese Landschaft… irgendwann MÜSSEN wir einfach mal nach Island fliegen.“ Wer sich etwas so sehnlich wünscht, bei dem reicht es nicht zu sagen, Island stehe auf seiner „Wunschliste“.

Vielmehr steht es auf seiner „bucket list“. Das ist die gedankliche oder buchstäbliche Liste mit Dingen, die man im Leben noch gern machen oder erreichen will. Also „things to do before you kick the bucket“ – bevor man den Löffel abgibt.

Der „bucket list“ wurde sogar ein ganzer Film gewidmet. Zwei Patienten mit Krebs im Endstadium (gespielt von Jack Nicholson und Morgan Freeman) im US-Film „The Bucket List“, deutscher Titel „Das Beste kommt zum Schluss“ (2007) arbeiten die ihrige ab.

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In dem Comedy-Drama wurde „bucket list“ mit „Löffelliste“ übersetzt. Sollte nicht jeder von uns eine Löffelliste haben?

V. Gluggavedur – das Wetter für‘s aus dem Fenster gucken (Island)

Wo wir gerade von Island schrieben: Dort ist man besonders mit dem Schmuddelwetter vertraut, das auch unsere Winter so richtig … authentisch macht. Wenn du einfach nur zu Hause bleiben willst.

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Aber da die Isländer Skandinavier sind, können sie selbst dem Schietwedder etwas Gemütliches abgewinnen und bezeichnen es als „Gluggavedur“ (isländische Schreibweise Gluggave∂ur), Aussprache: Glu-ka-wedr. Gemeint ist Regenwetter als etwas Positives, weil man staunend von drinnen durchs Fenster zusehen kann, wie es regnet und stürmt. Und sich dabei umso wohler in seinem warmen gemütlichen Zuhause fühlt.

VI. Yaqburni – Du wirst MICH begraben (Syrien)

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Der Orient ist bekannt für seine Poesie, in der die Liebe allgegenwärtig ist. Sonnenklar also, dass sich im Arabischen romantische Wendungen wie die folgende finden.

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Das hocharabische „Yaqburni“, die deutsche Transkription von يقبرني (im Internet ist häufiger das syrisch-arabische „Ya‘burni“ zu finden), bedeutet wörtlich „begraben werden“. In Syrien ist es aber eher als Liebeserklärung gemeint: Du wirst mich begraben, im Sinne von „ich hoffe, dass ich vor dir sterbe, weil ein Leben ohne dich für mich unerträglich wäre“. Etwas morbide, aber von einer Hingabe durchtränkt, die man im deutschen „liebe dich Schatz“ vergeblich sucht.

VII. Fargin – Anti-Schadenfreude (Jiddisch)

Im Deutschen haben wir ein ziemlich hässliches Wort: Schadenfreude. Wäre es nicht schöner, statt den Schaden anderer, ihr Glück zu bejubeln? Ein Wort dafür gibt es auch – im Jiddischen.

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Jiddisch ist die wichtigste Volkssprache der in Mittel- und Osteuropa beheimateten oder von dort stammenden Juden. In der Sprache findet sich ein schönes Verb, das konträr zu unserer Schadenfreude steht: „fargin“. Das bedeutet einfach, sich ehrlich für das Glück oder den Erfolg anderer zu freuen.

IIX. Pochemuchka – eine Person, die (zu viele) Fragen stellt (Russland)

Vielleicht hattest du schon mal eine neugierige Nachbarin, die du immer wieder „zufällig“ im Hausflur triffst. Und die dich dann mit Fragen löchert. Im Russischen gibt es ein Wort dafür.

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„Pochemuchka“ (Kiryllisch: Почемучка) bezeichnet so eine Person, die „(zu) viele Fragen stellt“. Ausgesprochen wird es „Potschemutschka“. Der Beiname muss allerdings nicht unbedingt total negativ gemeint sein, sondern kann auch einfach ein neugieriges Kind bezeichnen.

Die Wortschöpfung stammt aus dem in Russland sehr beliebten Kinderbuch „Što ja vídel“, also „Was ich sah“, in dem der kleine Aljoscha immer wieder fragt: „Pochemu“, warum? Damit handelt er sich irgendwann den Spitznamen Aljoscha Pochemuchka ein.

IX. Dab-jung-neo – Wenn man eine bestimmte Antwort geben soll (Südkorea)

Kennst du das auch: Dir wird eine Frage gestellt, aber du hast das Gefühl, es gibt nur eine richtige Antwort? Dann ist das ziemlich „dab-jung-neo“.

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Das Adjektiv dab-jung-neo (답정너), Aussprache etwa: Tab-sung-no, ist eine Neukreation der südkoreanischen Umgangssprache. Die Koreanerin Seolbi beschreibt auf Youtube (Channel: Yanadoo Korea Inc) dab-jung-neo so:

Dab-jung-neo bezieht sich normalerweise auf eine Person, die eine Frage stellt, auf die sie bereits eine bestimmte Antwort erwartet.

Wenn dir ein Freund sagt, „ich hab so einen Hunger auf Pizza. Was wollen wir heut Abend essen?“ Dann kannst du ihm definitiv sagen: „Wow, du bist echt dab-jung-neo“.

X. Komorebi: Wenn die Sonne durchs Blattwerk strahlt (Japan)

Die Sonne scheint durch die Bäume und ein wunderschönes Wechselspiel aus Licht und Blätterschatten entsteht. Was die meisten von uns eher peripher tangiert, lässt die detailverliebten Romantiker in Japan Bildserien schießen. Auf Instagram trudelten mehr als 314.000 Beiträge mit dem Hashtag #木漏れ日 ein – so schreibt man im japanischen Schriftsystem Kanji das Wort „Komorebi“.

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Und „Komorebi“ heißt es in Nippon (Katakana: コモレビ), wenn die Sonne durch die Baumkronen scheint – mal sieht man sie, mal nicht – und die Schatten der Blätter auf dem Boden tänzeln. „Komorebi“ seufzt der Japaner auch verträumt, wenn einzelne Sonnenstrahlen durch Staub oder Nebel sichtbar werden. Mystisch...

Komorebi, Kirschblüte & Co.

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Hach Japan...

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Letzteres Phänomen kannst du zumindest auch im Deutschen mit einem Wort beschreiben: „Strahlenbüschel“. Damit ist die Romantik dann auch vorbei.

XI. Poronkusema: Abstand zwischen Urinmarken eines Rentiers (Finnland)

Stell dir vor, jemand fragt dich, wie weit du vom Zentrum entfernt wohnst. Falls es 7,5 Kilometer sind, ist deine Sternstunde gekommen. Du kannst der Person antworten: „Einen Poronkusema.“

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Na gut, das ist das eine bizarre Wort in dieser Liste, das wir im Deutschen nicht wirklich gebrauchen können „Poronkusema“ ist finnisch und kann mit „Pinkeln des Rentiers“ übersetzt werden.

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Es ist ein altes Längenmaß, das in der Rentierzucht verwendet wurde. Dort hatte man festgestellt, dass Rentiere maximal ungefähr 7,5 Kilometer laufen können, bis sie anhalten müssen, um zu urinieren und diese Distanz „Poronkusema“ getauft. Aussprache: pooron – kuu- sema. „Poron“ bedeutet Rentier. Was „kusema“ heißt, kannst du dir sicherlich denken.

Bleibt die Frage, ob das Wort „Poronkusema“ nicht doch irgendwie im Deutschen nützlich sein könnte. Vielleicht können wir es umdeuten zu „Abstand zwischen Urinmarken eines Hundes“. Damit könnten sich vielleicht Besitzer derselben Hunderasse verständigen.

Wofür bräuchte es noch ein Wort im Deutschen? Schreib es in die Kommentare! Vielleicht kannst du dich da auch mit einem Satz verewigen, in dem alle elf Wörter vorkommen.

Übrigens: Im Deutschen gibt es auch wunderschöne Wörter, die du wahrscheinlich gar nicht mehr kennst. Oder doch? Prüfe es in diesem Quiz:

Beckmesser und Achtgroschenjunge

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10 Wörter – wenn du sie kennst, lebst du schon lange

Dieser Artikel wurde erstmals im März 2022 veröffentlicht.

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Author: Clemencia Bogisich Ret

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